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Die Österreicher kommen!

Die Österreicher kommen!

Von: Tilman Weigel

Bayern und Österreicher verbindet eine besondere Haßliebe. Doch dem Ansbacher Markgraf Albrecht II. war das egal. Zum Einen gehörte die Markgrafschaft damals noch nicht zu Bayern und zum Zweiten hatte er gerade im Dreißigjährigen Krieg den Großteil seiner Einwohnerschaft verloren. Die Neuankömmlinge waren so willkommen, dass sie drei Jahre keine Steuern zahlen mussten und im markgräflichen Wald kostenlos Bäume schlagen durften, auch wenn sie aus Österreich kamen.

Bischof Martin Brenner war für die Protestantenverfolgungen im 16. und 17. Jahrhundert verantwortlich.

Schon mehr als 100 Jahre zuvor hatten sich im Markgrafentum Flüchtlinge aus dem östlichen Nachbarn angesiedelt. 1521, nur vier Jahre nach der Veröffentlichung von Luthers 95 Thesen, setzten in Österreich und im Erzstift Salzburg (das erst 1803 zu Österreich kam) die ersten Verfolgungen von Protestanten ein. Doch die erste große Vertreibungswelle kam erst mit dem Feldzug des „Ketzerhammer„, des Bischofs Martin Brenner. Mit 300 Musketieren zog er durch Kärten, plünderte und zerstörte die protestantischen Dörfer und zwang die Bewohner zum katholischen Glauben zu konvertieren oder auszuwandern. Die meisten blieben, doch einige packten ihre Koffer und fanden in Franken eine neue Heimat.

Die zweite, größere Welle kam nach dem Dreißigjährigen Krieg. Soldaten, Hunger und Pest hatten die Bevölkerungszahl in den meisten Regionen mindestens halbiert. Höfe standen leer, Felder verwilderten und Dörfer verfielen. Da war es den Landesherren nur recht, dass ab 1650 in Österreich erneut Protestantenverfolgungen stattfanden. Doch die fränkischen Herrscher konkurrierten mit Regenten in Schwaben und Sachsen, weshalb der Markgraf den Neuankömmlingen Zugeständnisse machen musste, so wie wenig später den Hugenotten.

Mittelfranken war für die meisten Verfolgten das Ziel ihrer Reise - Grafik: TUBS

Auf zwei Wegen kamen die Exulanten genannten Flüchtlinge nach Bayern, überwiegend nach Mittelfranken. Die Salzburger und Kärtner zogen zunächst die Salzach hinauf und wanderten dann über Mühldorf, Neumarkt-St. Veit und Vilsbiburg nach Landshut und dann weiter über Pfeffenhausen und Altmannstein nach Mittelfranken. Der Verlauf der Route entspricht weitgehend der alten Salzstraße nach Nürnberg.

Die Flüchtlinge aus Ober- und Niederösterreich dagegen wanderten zunächst die Donau entlang, wobei sie die Bischofsstadt Passau meist umgingen und über Ortenberg nach Straubing zogen. Von dort folgten sie dem Fluß bis zur Altmühl, wenn sie nicht in der Freien Reichsstadt Regensburg blieben.

Vor allem Oberösterreicher fanden in der Region Thalmässing eine neue Heimat. Der Ort lag kurz hinter der Grenze zum katholischen Fürstbistum Eichstätt. Auch im Raum Hilpoltstein/Allersberg, rund um Weißenburg und im heutigen Landkreis Fürth siedelten sich viele Flüchtlinge an, hier lassen sich die Zuwanderer aber weniger stark auf eine Herkunftsregion eingrenzen. Dagegen siedelten sich im Dekanat Schwabach vor allem Kärtner an. In der kleinen Gemeinde Kammerstein südwestlich von Nürnberg stellten sie sogar einen Großteil der Bevölkerung. Bis heute findet man dort viele Einwohner mit traditionell Kärtner Namen.

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