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…ins Land der Franken fahren – auch die Franken haben eine Hymne

…ins Land der Franken fahren – auch die Franken haben eine Hymne

Von: Tilman Weigel

Die meisten Franken kennen vom Frankenlied nur die erste, oft auch noch die vierte Strophe. So wissen viele gar nicht, wie hoch es in den letzten beiden Strophen her geht. Da nämlich steht der fromme Einsiedler bei einem schönen Bauernmädchen, weshalb sein Weinkeller aufgebrochen und geplündert wird.

Alle Franken dürfen mitträllern!

Der Dichter des Lieds der Franken wollte wohl auch eher ein Wanderlied schreiben und Franke war er auch nicht. Joseph Victor von Scheffel war noch nicht einmal Bayer, sondern Badener. Bekannt wurde er vor allem durch sein Gedicht über den „Trompeter von Säckingen„. Die Strophe „Behüt‘ dich Gott, es wär zu schön gewesen, behüt‘ dich Gott, es hat nicht sollen sein“ war eine Zeitlang ein geflügelter Ausspruch. Auch das Scherzgedicht „Als die Römer frech geworden“ war besonders in Studentenkreisen sehr bekannt. Vor allem seinen lautmalerischen Zeilen wie „Vorne mit Trompetenschall – Terätätätäterä“ oder „Schnäde räng täng“ machten das Lied berühmt.

Von Scheffel bereiste 1859 die Fränkische Schweiz, die im romantischen 19. Jahrhundert ein bevorzugtes Reiseziel insbesondere von Künstlern war. Er wohnte in Kloster Banz, gleich gegenüber des Staffelberges und der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen. Von diesen handelt auch das Lied. In den ersten vier Strophen besingt Scheffel die Landschaft, erzählt von der guten Ernte (zweite Strophe), von Wallfahrern (dritte Strophe) und dem Blick vom Staffelberg auf „die Lande um den Main“ (vierte Strophe). Den heilgen Veit von Staffelstein will er dort besuchen. Tatsächlich lebten bis fast in die 1930er Jahre Eremiten am Staffelberg, möglicherweise ist jener Veit der Eremit Ivo Hennemann.

Bei diesem Anblick kann einem ja nur ein schönes Lied einfallen - Foto: Marketing Kur & Tourismus Service Bad Staffelstein

Doch der ist in der fünften Strophe nicht zuhause, da er eben bei jener „schönen Schnitt’rin“ steht, wo doch der Sänger ein Stoßgebet zum Himmel schickt: „Herr, gib uns zu trinken!„. Doch wer in Gesellschaft schöner Frauen ist, „dem mag man lange winken“. Daher geht es in der sechsten Strophe hoch her, „Hoiho, die Pforten brech‘ ich ein und trinke, was ich finde.

Schon 1861 vertonte der Würzburger Stadtkämmerer und Komponist Valentin Eduard Becker von Scheffels Gedicht. Trotz oder vielleicht sogar wegen seines trinkfreudigen Protagonisten wurde das Lied schnell populär und ist heute inoffizielle Hymne Frankens. Offiziellen Charakter hat sie nicht, trotzdem wird sie bei vielen Festen neben oder sogar statt der Bayernhymne gesungen.

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