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Blick auf den ehemaligen Todesstreifen – der Bayernturm

Blick auf den ehemaligen Todesstreifen – der Bayernturm

Von: Ingrid Neufeld

Es war Ende der Sechziger, als ich als Kind zum ersten Mal auf dem Bayernturm stand. Damals gab es ihn noch nicht lange: war er doch erst 1966 erbaut worden. Ich erfasste zu dieser Zeit noch nicht wirklich, was ich eigentlich sah, als ich auf der Turmplattform auf rund vierzig Metern Höhe stand und „hinüber“ schaute in die „böse“ DDR bis hin zum großen Gleichberg.

Heute ist der Todesstreifen glücklicherweise verschwunden – so ähnlich war die Aussicht noch vor über 20 Jahren. Foto: Heinz-Josef Lücking

Zimmerau, der kleine Ort, der nur rund ein Kilometer hinter der ehemaligen DDR-Grenze liegt, besitzt dieses beachtliche Wahrzeichen des fränkischen Grabfeldes. In den siebziger und achtziger Jahren bot er Ausflüglern von weither einen unvergesslichen Ausblick auf die Sperranlagen der innerdeutschen Grenze. Der „Todesstreifen“ von dem jeder wusste, dass dieser vermint war, konnte auf diese Weise bequem und gefahrlos von oben betrachtet werden. Von der tödlichen Gefahr, der  jeder DDR-Flüchtling ausgesetzt war,  spürte man dort oben nichts. Die Minen waren unsichtbar und die Gegend wirkte eher friedlich, als gefährlich. Doch der Schein trog. Denn es bezahlten viele, viele Flüchtlinge ihren Fluchtversuch immer wieder mit dem Leben. Der „Todesstreifen“ machte seinem Namen alle „Ehre“.

Zum Glück ist der Todesstreifen heute kein Grund mehr, um den Bayernturm zu erklettern. Aber auch wer heute nach Zimmerau fährt und den Bayernturm besteigt, kommt auf seine Kosten. Es lohnt sich, einen Blick durch das Fernrohr zu werfen. Denn die Aussicht bis zum Thüringer Wald, das Fichtelgebirge, die Hassberge und die Rhön ist unvergleichbar. Bei schönem Wetter gleitet der Blick ungehindert bis hin zu den umliegenden Bergen.

Wer nach dem Auf- und Abstieg von rund hundertachtzig Stufen Appetit bekommen hat, der kann in das daneben stehende Gasthaus einkehren und sich dort entsprechend stärken. Den Ort Zimmerau findet der Ausflügler in Unterfranken, unweit von Bad Königshofen.

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