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Wo in Bayern der „Ebbelwoi“ fließt

Wo in Bayern der „Ebbelwoi“ fließt

Von: Karola Schmitt

Am Bayerischen Untermain ist die Nähe Hessens allerorts zu spüren, beginnend mit dem Dialekt, der dort gesprochen wird. Ein Frankfurter wird keinerlei Probleme haben, sich mit einem Einwohner aus dieser Region zu unterhalten, ein Münchner dagegen schon, mit ihm sind Kommunikationsprobleme vorprogrammiert. Eine Verständigung untereinander ist eigentlich nur in Hochdeutsch möglich.

Ebbelwoi wird im traditionell gerippten Glas serviert.

Bezüglich Essen und Trinken bildet die Grenze zwischen Bayern und Hessen gleichfalls keinen undurchdringlichen Wall. Vor allem der „Ebbelwoi“ fließt auch am bayerischen Untermain in Strömen. Das prägende Landschaftsbild der Streuobstwiesen bietet dazu die ideale Grundlage. Diese Kulturlandschaft, die auch vielen Tieren einen Lebensraum bietet, liefert den Stoff für das köstliche Getränk: die „Ebbel“ (Äpfel).

Die Apfelernte gehört somit am Untermain zur herbstlichen Beschäftigung. Gebrochene Äpfel dienen dem Sofortverzehr oder der Einlagerung, der Rest wird in Säcken oder Kisten zur Kelterei transportiert. So gut wie jede Gemeinde besitzt einen Unternehmer, der eine Kelterei betreibt. Dort werden die Äpfel entweder gegen Cash abgeliefert, mit Apfelsaft bzw. Apfelwein verrechnet oder das Keltern erfolgt nach vorheriger Terminabsprache separat, so dass der heimische „Ebbelwoi“ auch tatsächlich aus der eigenen Ernte stammt.

Im Herbst wird geerntet - Foto: Viola sonans

Nach dem gründlichen Waschen zerkleinert der Häcksler die Früchte zur Maische. Die Presse drückt diese zusammen und gibt so den frischen Apfelsaft frei. Die gefüllten Fässer erhalten anschließend gleich ihren angestammten Platz im jeweiligen Keller. Der Gärprozess setzt bereits nach wenigen Tagen ein. Der Saft fängt an zu schäumen. In diesem Zustand heißt der Apfelwein Rauscher. Er schmeckt noch überaus süß, hat es aber trotzdem bereits in sich. Wie der Name schon verrät, tritt nach mehreren Gläsern durchaus eine berauschende Wirkung ein. Der Alkoholgehalt ist dann zwar noch nicht so hoch, aber immerhin schon vorhanden.

Während der Gärung sitzt an der oberen Öffnung des Fasses ein Gärspund, der mit Sperrflüssigkeit gefüllt ist, damit keine Luft ins Fass eindringen kann. Dass es gärt, macht das Blubbern im Gärspund deutlich, weil dort der Überdruck entweicht. Nach einigen Wochen, wenn kein Gärgas mehr austritt, ist aus dem vorher trüben Apfelsaft eine klare Flüssigkeit entstanden: „der Ebbelwoi“ (Apfelwein). Konsumiert wird er entweder pur oder süß (mit Limo) oder sauer (mit Wasser) gespritzt.

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